Eine Mischung aus jugendlichem Leichtsinn und Leidenschaft zur Architektur: Das waren die Gründe, die Remo Schällibaum dazu bewegten, dem alten Wasserturm des Gaswerks Schlieren zu neuem Glanz zu verhelfen.
„Der Turm ist die Erfüllung eines alten Traumes von mir“, erklärte der Architekt Remo Schällibaum bei einem Rundgang durch den ehemaligen Wasserturm des Gaswerks Schlieren. „Ich habe sicherlich 10 Jahre lang immer wieder einen Anlauf genommen, bis ich endlich die Bau- und Nutzungsrechte erhalten habe“, fügte Schällibaum hinzu.
Abenteuer Event-Lokal
Nachdem Schällibaum eine schlaflose Nacht hinter sich hatte, war die Idee geboren, den Turm und das angegliederte Gasi-Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es entstand der Plan, den Turm als Event- und Begegnungsstätte zu nutzen. Aber war das überhaupt zu realisieren? Der Turm war nur durch eine enge Wendeltreppe erreichbar. Konnte es deshalb dem Personal überhaupt zugemutet werden, das Essen aus der Küche im 1. Obergeschoss jeweils in den 4. Stock zu bringen und zu servieren? Ein Lifteinbau war ebenfalls nicht möglich, da auf keinem Stockwerk des Turmes die Türen an der gleichen Stelle angebracht waren. Schällibaum befragte verschiedene Kollegen aus der Gastrobranche zu seinen Umbauplänen und erhielt eine ganze Palette von Ratschlägen. Darunter gab es aufmunternde, aber auch warnende Stimmen zu seinem Projekt. Remo Schällibaum riskierte das Abenteuer trotzdem.
Aufwändige Renovation
Da das Gebäude seit 1974 nicht mehr genutzt wurde und leer stand, befand es sich in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand. Auch die Tauben hatten eine Menge Spuren hinterlassen. Die Renovation des denkmalgeschützten Wasserturms stellte sich deshalb als sehr aufwändig heraus. Doch mit einer gewissen Hartnäckigkeit, unterstützt durch sein Fachwissen, wurden die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten von Schällibaum in Angriff genommen. Die Bausubstanz wurde aufwändig saniert und stellenweise in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Sämtliche baulichen Massnahmen wurden mit grosser Liebe zum Detail fachgerecht restauriert.
Stilechte Inneneinrichtung
Remo Schällibaum entwickelte bei der Renovation eine enorme gestalterische Leidenschaft für die Innenarchitektur des Wasserturms. So spürte er zum Beispiel zufällig bei einem Sammler alte sanitären Einrichtungen auf - die stilechte Badewanne, die Waschbecken und Toiletten für die WC-Anlagen.
Auf der Suche nach geeignetem Mobiliar wurde er auch im Grand Hotel Dolder in Zürich fündig. Im Dolder war man gerade dabei, alle Einrichtungsgegenstände zu verkaufen, da der Um- und Neubau des Hotels geplant war. Schällibaum wurde durch Zufall auf diesen Ausverkauf aufmerksam. So konnte er fast die gesamte Einrichtung für seinen alten Wasserturm, den „BELL TREE TOWER“, vom Dolder übernehmen, vom Löffel bis zum Tischtuch, vom Sessel bis zu den Weingläsern. Sogar einige Spirituosen aus der Bar des Dolders fanden ihren Platz im Wasserturm in Schlieren. Eigentlich könnte man es fast eine höhere Bestimmung nennen: Der Wasserturm und das Grand Hotel Dolder stammen aus der gleichen Zeit, dem Jahr 1899. So hat das für diese Aera passende Mobiliar nicht weit entfernt ein anderes, angemessenes Zuhause gefunden und kommt dort wieder in neuem Glanz zur Geltung.
Text: Monika Schläppi